ORIENTIERUNG    

Nr. 9   15. Mai 1984 PDF ansehen / Nummer bestellen

THEOLOGIE
Kontroverse um Befreiungstheologie: Ein persönliches Exposé von Kardinal Ratzinger –Verwirrspiel um dessen Veröffentlichung zuerst in Peru, dann in Italien – Synchronisierung mit peruanischer Bischofskonferenz und Versammlung lateinamerikanischer «Doktrinkommissionen» in Bogotá – Die von der Indiskretion suggerierte Globalverurteilung durch Vatikansprecher und simple Tatsachen dementiert – Ratzingers Abgrenzung gegen eine «marxistische Grundoption» und gegen eine «Bultmannsche» oberste Instanz von Wissenschaft und Wissenschaftlichkeit – Seine euro- und germanozentrische Sicht der Situation nach dem Konzil.


Befreiungstheologen antworten: Fünf grundsätzliche Bermerkungen zum Ratzinger-Text: Befreiungstheologie im Kontext mit Leben der Kirche entstanden – Unzureichende Formulierungen sind an den Grundintentionen zu messen – Traditionelle Kategorien zur Beurteilung ungenügend – Marxsimus als analytisches Instrument – Christlicher Glaube und geschichtliche Herausforderungen oberstes Kriterium – In der Nachfolge Jesus – Der Grundkonflikt: Die Armen als Subjekt der Geschichte und unsere Partner im Glauben.
Leonardo und Clodovis Boff, Brasilien

TAGEBUCH
«Nur die Matchtanalyse hilf uns weiter»: Vom Zürcher Strafrechtsprofessor Peter Noll erschienen «Diktate über Sterben und Tod» – Ausschnitte über Motivation und Grundprobleme seiner Berufsarbeit als kritischer Jurist – Verhaßt ist im die Macht in der Verkleidung des Rechts – Recht ist Kritik der Macht – Heutiger Götzendienst – Jesaja nachfühlen – Als die Justiz sich ihrer Aufgabe noch bewußt war, zum Beispiel Minderheiten schützen – Der unbekannte Erfinder des bedingten Strafvollzugs – Gespräche mit Max Frisch – Was kann Denken leisten? – Anti-Ungerechtigkeitsphilosophie als Thema – Aber die Rechtsphilosophen verweigern sich der Analyse der Machtstrukturen – Was wirklich geschieht, wird von Stalin gemacht.

ÄSTHETIK
Kunst in gesellschaftlicher Praxis: Zu Peter Weiss, Die Ästhtik des Widerstands: Kunst als Platzhalter für entschwundene Weltbilder – Kein philosophisches Lehrbuch, sondern ein narrativer Text – Revolution der Ästhetik ist mehr als politischer Kampf – Jenseits des sozialistischen Realismus – Autobiographische Elemente – Kompetenzausweitung: Kunst für alle – Die Synthese einer neu zu schaffenden Ordnung definiert sich im künstlerischen Schaffen selbst – Kritische Würdigung: Zwischen elitärem «l'art pour l'art» und Überbauschema von Marx – Kunst hat neben Wissenschaft und Religion das Ziel, den Menschen aus seinen heteronomen Bezügen herauszulösen.
Carl-Friedrich Geyer, Bochum


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