ORIENTIERUNG    

Nr. 7   15. April 1982 PDF ansehen / Nummer bestellen

GEDICHT
Als der Strubbelkopf: Aus Im Hause des Menschenfressers – Text zum Frieden.
Dorothee Sölle, Hamburg

ALBANIEN
Einziges Land, wo Religion verboten ist: Es hält sich für den einzigen wirklich kommunistischen Staat der Welt – Im Kräftefeld der Nachkriegszeit erst Zuflucht bei, später Loslösung von der Umarmung der Sowjetunion – Puritanischer Lebensstil einer 2,6 Millionen-Bevölkerung mit 70 Prozent unter 33 Jahren – Wo staatliche Kreditaufnahme verpönt sind – Geschichtliche Hypotheken des west-östlichen Kirchenschismas und der Islamisierung – Demokratie synonym mit Autonomie – Unerklärlicher Sonderfall vatikanischer Ostpolitik – Enver Hodschas Schließung der Kirchen und Moscheen (1967) – «Der Mensch ist uns Tempel» – Dichterworte aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert – Dennoch glaubt niemand, daß der Mensch aus sich gut ist – Anzeichen einer weniger starren Haltung.
Renata M. Erich, Wien

FRIEDENSBEWEGUNG
«Im Hause des Menschfressers»: Alfred Paffenholz im Gespräch mit Dorothee Sölle zum gleichnamigen Buch mit Texten über den Frieden – Das Märchen vom oft abwesenden Menschenfresser und dessen häusliche Frau, die nett ist zu Kindern – Auch Wissenschaftler verschleiern schreckliche Tatsachen – 51 Prozent von ihnen im Dienst der Rüstung – Die Forderung, «Number One» zu sein – Warum die Form der Poesie? – Grenzen der theologischen Sprache – Die Einseitigkeit und der Christ – Neue urchristliche Situation: gegen die Staatsmacht und nicht mit ihr – Vom Diebstahl an den Armen der Welt.

BRASILIEN
Grund und Boden in der Stadt (1): Denkschrift der 20. Vollversammlung brasilianischer Bischöfe – Situation in den Städten – Unheimliches Tempo der Verstädterung – Antisoziale Aneignung und Immobilienspekulation – Mißtrauen gegen Investitionen im Produktivbereich – Ungenügen der staatlichen Maßnahmen – Die Hilfe der «Nationalbank für Wohnungsbau» erreicht nur Familien mit mindestens drei Minimallöhnen – Initiativen des Volkes – Zinsunfähige Arme besetzen Stadtgebiet durch «Invasionen» – Beängstigende Proletarisierung der bisherigen Mittelschicht.

PHILOSOPHIE
Hat nur der Veränderer die Beweislast? Odo Marquard in seinem Kant-Buch: «Die Taube auf dem Dach ist besser als der Spatz auf dem Dach» – Was taugt seine Berufung auf Martin Kriele, Niklas Luhmann und Hermann Lübbe in seinem Plädoyer für die vorrangige Stellung des Status quo? – Weder die juristischen noch die soziologischen Rücksichten machen den Satz «die Beweislast hat der Veränderer» zur allgemeinen «Regel» – Vielmehr haben Veränderer und Verdeiger das Bestehen eine Beiweislast – Von der Gefahr, wenn das Bestehende als das Nicht-mehr-Begründbare weitergeht.
Heinz Robert Schlette, Bonn


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